Aufgewachsen in einem sozial-demokratischen Haushalt — der damalige SPD-Bürgermeister meiner Heimatstadt war ein Freund der Familie — habe ich von dem Aufstiegsversprechen, für das die SPD mal stand, profitiert: Mit 16 die Realschule zu verlassen heißt schon lange nicht mehr, dass man nur auf eine gewerbliche Berufslaufbahn festgelegt ist.
Sozialer Aufstieg durch Bildung ist ein liberales Prinzip
Aufgewachsen in einem sozial-demokratischen Haushalt — der damalige SPD-Bürgermeister meiner Heimatstadt war ein Freund der Familie — habe ich von dem Aufstiegsversprechen, für das die SPD mal stand, profitiert: Mit 16 die Realschule zu verlassen heißt schon lange nicht mehr, dass man nur auf eine gewerbliche Berufslaufbahn festgelegt ist.
So habe ich nach meiner Ausbildung zunächst als Bergmann, später dann in meinem Lehrberuf als Energieelektroniker gearbeitet, um dann noch später über den zweiten Bildungsweg zu studieren. In meinem Lehrbetrieb war die Elektroabteilung so groß, dass ich den Betriebsleiter nur aus der Ferne vom Sehen her kannte. Gesprochen habe ich mit ihm nie. Schon bei meiner ersten Anstellung als Elektroingenieur wurde ich schnell selber stellvertretender Betriebsleiter. Aufstiegsversprechen eingelöst — und so hätte ich Mitte der 1990er nie gedacht, dass ich schon wenig später Mitglied in der FDP werden könnte.
Erst unter Bundeskanzler Gerhard Schröder bahnte sich bei mir ein Umdenken an. Herr Schröder proklamierte für sich, die „Neue Mitte“ zu sein, was mich über den Begriff der „politischen Mitte“ nachdenken ließ, denn hier fühle ich mich zu Hause. Aber schon damals traute ich intuitiv dem Braten nicht. Statt auf die neue Mitte der SPD zu vertrauen, setzte ich lieber auf die alte Mitte — ich wurde Mitglied der Freien Demokraten.
Schon kurze Zeit später gaben mir die beginnenden SPD-internen Querelen, die mit der Umsetzung der Agenda 2010 begannen und bis heute andauern, Recht.
Heute ist das Aufstiegsversprechen nur noch bei der FDP zu finden.
„Aufstieg durch Bildung“ und „Chancengerechtigkeit“ sind liberale Versprechen, die mir als Arbeiterkind Mut gemacht haben.
Und dennoch: Bildungserfolg hängt in Deutschland immer noch stärker als in anderen Industrienationen von der Herkunft ab. Die Freien Demokraten in der nordrhein-westfälischen Landesregierung investieren in Kitas und frühkindliche Bildung, und zwar mehr als in allen anderen Bereichen. Und bauen gleichzeitig Leuchttürme für Chancengerechtigkeit gerade in die Stadtteile mit den größten sozialen Herausforderungen, nämlich besser ausgestattete „Talentschulen“ mit mehr Lehrern, mehr Sozialarbeitern und besonders guter Ausstattung.
Die Lebensläufe der Menschen sind heute sehr viel bunter und flexibler als noch vor 20 oder 30 Jahren. Aber warum gibt es in Deutschland kein Midlife-Bafög? Viele denken beim Stichwort Bildung nicht an Menschen mit 30, 40 oder 50 Jahren. Aber der digitale Wandel macht es nötig, dass wir immer weiter lernen und politisch ein zweites Bildungssystem für das ganze Leben bauen, damit alle auf der Höhe der Zeit bleiben können.
Ich finde, dass die FDP hier aber auch in vielen anderen Lebensbereichen Lösungen für die Mitte der Gesellschaft anbietet, die das Aufstiegsversprechen der alten SPD erneuern und gleichzeitig die Menschen in der Mitte der Gesellschaft vor einem sozialen Abstieg schützen können.
Und dabei ist das kein Zufall oder gar eine politische Masche der FDP: Liberalismus hat immer das Individuum und seine Stärkung im Blick. Liberalismus verspricht kein Glück, aber eine Politik, die Glück ermöglicht. Chancengerechtigkeit - egal aus welchem Milieu die Menschen kommen. Bildung in allen Lebenslagen, um sein Glück zu finden.
Ich finde: Mehr kann Politik nicht versprechen, wenn sie glaubwürdig sein möchte. Alles andere wäre aus meiner Sicht unseriös.
Daher habe ich meinen politischen Wechsel nie bereut.